Ist Transformation eher Risiko als Chance?
- Florian Muth
- 18. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 2 Tagen
Als Experte für Transformation, Change Management und Projektleitung beobachte ich täglich, wie tiefgreifend sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen und Organisationen verändern. Dabei sind es nicht nur technologische Innovationen oder gesellschaftliche Trends, die den Wandel antreiben. Es sind vor allem die massiven Auswirkungen des Klimawandels, die eine neue Dringlichkeit erzeugen – ökonomisch, sozial und existenziell.

Die Aussagen von Günther Thallinger, Vorstandsmitglied der Allianz SE, haben mich in diesem Zusammenhang besonders bewegt (vgl. The Guardian). Er beschreibt in dem Artikel eindrücklich, wie der Klimawandel nicht nur unserer Lebensräume zerstört, sondern auch die Grundlagen unseres Wirtschaftssystems: Kapital wird vernichtet, ganze Regionen werden aus seiner Sicht unversicherbar, Finanzmärkte geraten wegen unsicherer Wertentwicklungen ins Wanken. Seine zentrale Botschaft: Wenn wir nicht jetzt aktiv die Transformation gestalten, gefährden wir unsere gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft.
Eine durchaus beängstigende Aussage, die aber bestätigt, was ich in meiner Praxis auch erlebe: Unternehmen und Organisationen begreifen notwendige Transformation eher als Risiko oder Zusatzaufgabe als als Chance. Sie werden daher nicht ganzheitlich angegangen, sondern zerfasern in nicht aufeinander abgestimmte Initiativen. Dabei ist die ganzheitliche Transformation heute der einzige Weg, Stabilität, Wirksamkeit und Zukunftsfähigkeit zu sichern.
Transformation ist Pflicht, nicht Kür
Der Weg nach vorn ist klar: Organisationen müssen sich wandeln – ökologisch, digital, organisatorisch. Nicht irgendwann. Sondern jetzt.
Doch Transformation darf kein hektisches Reagieren auf Krisen sein. Sie muss geplant und geordnet erfolgen. Nur so wird sie zum Erfolgsfaktor – und nicht zum zusätzlichen Risiko oder budgetfressenden und nicht endend wollenden Alptraum.
Deshalb ist es aus meiner Sicht entscheidend:
ein gut durchdachtes Transformationsprogramm aufzusetzen, das klare Ziele definiert und auf langfristige Nachhaltigkeit, Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet ist.
relevante Projekte systematisch zu identifizieren, die entweder Effizienz steigern, Risiken mindern oder Innovationschancen eröffnen.
eine sinnvolle Reihenfolge festzulegen, um einen stabilen Transfer zu gewährleisten, Synergien zu nutzen, Ressourcen gezielt einzusetzen und Überforderung zu vermeiden.
kleine Schritte mit erreichbaren Zielen zu planen, um auf dem langen Weg der Transformation messbare Erfolge zu ermöglichen.
externe Unterstützung bewusst einzubeziehen, wo intern Know-how, Arbeitskräfte oder eine objektive Perspektive fehlt.
interne Ressourcen realistisch zu prüfen, Kompetenzen gezielt aufzubauen und Teams aktiv auf den Wandel vorzubereiten und bei selbigen zu unterstützen.
Transformation ist dabei kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher, professionell gesteuerter Prozess, der unterschiedliche, auf einander abgestimmte Projekte bedingt.
Wandel gestalten heißt Zukunft sichern
Die Vorstellung, man könne sich ohne aktive Veränderung an alles anpassen, ist zwar angenehm, aber eben auch trügerisch. Wie Thallinger warnt: "Städte, die auf Überschwemmungsgebieten gebaut sind, können nicht einfach den Berg hinaufziehen." Genauso wenig können Unternehmen, die an alten Prozessen oder Modellen festhalten, den kommenden Umbrüchen standhalten.
Deshalb ist jedes Digitalisierungsprojekt, jede Nachhaltigkeitsinitiative, jede Organisationsentwicklung heute weit mehr als nur ein Modernisierungsschritt:
Es sind aktive Investitionen in die Zukunftsfähigkeit – für Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen.
Unsere Verantwortung
Ob Unternehmen der Industrie oder Organisationen im Non-Profit- und NGO-Sektor – überall spüren wir die gleiche Herausforderung: Wie bleiben wir handlungsfähig, wenn sich die Rahmenbedingungen immer schneller verändern? Wie sichern wir Wirkung, Relevanz und Wettbewerbsfähigkeit in einer Zeit multipler Krisen?
Die Antwort ist klar: Nicht durch Abwarten, nicht durch hektisches Reagieren, nicht durch Resignation, ob der langen Dauer der Transformation – sondern durch klare Zielvorgaben und bewusste Gestaltung der Rahmenbedingungen. Es bedarf daher einer eigenen Transformationsstrategie. Und diese muss aus dem oberen Management kommen und beschränkt sich nicht nur auf Digitalisierungs- oder IT-Strategien.
Dabei bedeutet Transformation nicht, Bewährtes blind aufzugeben. Sie bedeutet, Stärken zu sichern und gleichzeitig neue Wege für eine nachhaltige Zukunft zu öffnen. Sie bedeutet, heute die Weichen zu stellen, damit Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen morgen nicht Getriebener der Veränderung ist, sondern aktiv vorausgeht.
Mein Impuls lautet daher:
Setzen Sie klare Prioritäten, was Ihre Organisation oder Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren braucht – fachlich, strukturell, digital und kulturell.
Gehen Sie Transformation geordnet an: mit einer klaren Strategie, einem langfristigen Programm, realistischen Schritten und sinnvoll priorisierten Projekten.
Nutzen Sie externe Unterstützung bewusst, um Know-how, Tempo und eine objektive Sicht von außen zu gewinnen.
Stärken Sie Ihre Teams und Ihre Führungskräfte, denn Transformation gelingt nur, wenn Menschen sie verstehen und mittragen.
Transformation ist kein Selbstzweck. Sie ist ein Werkzeug, um Wirkung zu entfalten und Mitarbeitende zu befähigen wirtschaftliche Stabilität zu sichern und die Zukunft mitzugestalten.
„Transformation ist kein Risiko. Sie ist unsere größte Chance, die eigene Zukunft aktiv zu gestalten.“